von Thomas Rünker

„WatLokal“ lädt zum Erzählen ein und bietet Hilfe bei Fragen und Problemen

In der Innenstadt von Bochum-Wattenscheid hat die örtliche Pfarrei einen Laden eröffnet, in dem es nichts zu kaufen gibt. Stattdessen bieten rund 20 Ehren- und weitere Hauptamtliche ein offenes Ohr und bei Bedarf ein breites Netzwerk aus städtischen und kirchlichen Hilfseinrichtungen, um Menschen mit Fragen und Problemen Auswege aufzuzeigen.

„WatLokal“ bietet Zuhören und Unterstützung bei sozialen Anliegen in Bochum-Wattenscheid.

Ehrenamtliche und Hauptamtliche helfen mit Netzwerk aus kirchlichen und städtischen Hilfen.

Offene Gespräche und individuelle Hilfestellung zentral in der Fußgängerzone.

„Wat erzählen“ oder „wat fragen“: Im Ruhrgebiet braucht es nicht viele Worte, wenn es um richtig wichtige Dinge geht. So ist das auch im „WatLokal“, dem neuen Angebot der katholischen Kirche in Bochum-Wattenscheid. Mitten in der Fußgängerzone an der Oststraße 4-6, direkt am Alten Markt und schräg gegenüber der St.-Gertrud-Kirche, hat die Pfarrei ein Ladenlokal eröffnet, in dem die, die es besuchen, erzählen dürfen – und bei Bedarf Fragen stellen. Das Ganze in gemütlicher Atmosphäre, vielleicht bei einer Tasse Kaffee, etwas zum Knabbern und – reichlich ungewöhnlich in dieser Innenstadt-Lage – ohne dass hier etwas verkauft wird.

Eintreten darf jede und jeder, wenn das „WatLokal“ montags und freitags von 10 bis 12 sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr seine Türen öffnet. Vor allem aber möchte das insgesamt rund 20-köpfige ehrenamtliche Team zusammen mit Hauptamtlichen aus dem Pastoralteam der Pfarrei und der Caritas Menschen zuhören, die die verschiedensten Sorgen und Probleme haben – ohne diese vielleicht gleich als solche benennen zu können. Es gebe immer wieder Menschen, „denen täte es gut, eine Anlaufstelle mit einem offenen Ohr zu haben, wo sie einfach mal wat erzählen können“, sagt Seelsorger Jens Watteroth aus dem Projektteam. Immer wieder erlebten das Pastoralteam und die Mitarbeitenden der Caritas, dass sich Menschen gerade in einer solch zugewandten und ungezwungenen Atmosphäre auch mit ihren Nöten öffnen und die Fragen stellen, die sie bewegen.

Am Montag kamen gleich die ersten „Kundinnen“

Finanzierung dank Spende und Erbschaft

Nachdem der Umbau des Ladenlokals, in dem früher die Lokalredaktion der WAZ und danach eine Post-Filiale Mieter waren, durch eine großzügige Spende finanziert wurde, ist auch die Miete des „WatLokals“ für die kommenden drei Jahre gesichert: Eine Erbschaft ermöglichte der Pfarrei die Umsetzung dieses ungewöhnlichen Projekts.

Diese Erwartung des Projektteams habe sich gleich am Montag, dem ersten Öffnungstag des „WatLokals“ erfüllt, berichtet Pastoralreferent Lukas Klein-Wiele. Zwei Frauen seien spontan vorbeigekommen und hätten nach und nach angefangen von sich zu erzählen. Irgendwann habe sich herausgestellt, dass der einen womöglich Unterstützung durch eine Erziehungsberatungsstelle helfen könnte und die andere seit Monaten kein Kindergeld bekommt. In beiden Fällen konnte das Team des „WatLokal“ mit den richtigen Kontakten bei Caritas und Kommune und einer telefonischen Terminvereinbarung weiterhelfen.

So kann’s laufen im „WatLokal“. Denn der Anspruch ist nicht, Menschen aktiv in ihren Notlagen zu unterstützen – dafür gibt es Profis in den entsprechenden Einrichtungen –, sondern ihnen den Weg zu den vorhandenen städtischen und kirchlichen Stellen zu ebnen. Gerade diese hätten dem Wattenscheider Projektteam zuletzt regelmäßig von hohen Hürden berichtet, die Menschen nehmen müssten, um wirklich an der richtigen Stelle zu landen. Zudem könne mancher seine Probleme gar nicht so konkret benennen, wie es nötig ist, um gleich die richtige Hilfseinrichtung zu finden. „WatLokal“ sieht sich deshalb als eine Art Marktplatz für soziale Themen. Für den hat sich das bestens auf die Aufgabe vorbereitete Team ein breites Netzwerk mit den lokalen Beratungsstellen aufgebaut. Zudem will es sich kontinuierlich mit aktuellen Themen und Einrichtungen beschäftigen, um für die Gäste auskunftsfähig zu sein. Darüber hinaus will die katholische Kirche in Wattenscheid den neuen Standort mitten in der Innenstadt künftig auch für Angebote der Cityseelsorge nutzen – ähnlich wie „ITEM“ in der Bochumer City oder die Cityseelsorge „grüßgott“ am Essener Dom – und im „WatLokal“ nicht nur ihr soziales Gesicht zeigen. So ist die Hoffnung groß, dass das „WatLokal“ zum Segen für die Menschen in Wattenscheid und ihre Innenstadt wird.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen